Güssing, Hallerndorf und Bad Bederkesa
Es ist bald Weihnachten und ich wüsste ein wunderbares Geschenk für einige Leute: Einen Fremdwörter Duden. Herr Krüger (Bgm. Stadt Geestland) und Herr Take (Landkreis Cuxhaven) sollten ein solches Buch auf ihre Wunschliste setzen. Innovation bedeutet u.a., wie Herr Take scheinbar weiß: "... neue Wege zu gehen ...". Warum setzt er es denn falsch ein? Ist es innovativ, weil es in Bederkesa neu ist? Nicht wirklich. Das Modellprojekt Güssing wurde schon im Jahr 2000 gestartet, da ist der Zenit der Innovation schon überschritten. Die Solarthermie braucht man in diesem Zusammenhang gar nicht erwähnen.
Innovativ wäre es z.B., wenn alle Ratsleute während der Sitzung auf Fahrrädern säßen, die beim Treten Strom erzeugen. Die Ausbeute wäre nicht riesig, aber es geht um den Gedanken. Was aber ein Gewinn ist, wäre die Bewegung dabei, denn die ist bekanntlich förderlich für die Gehirnfunktion.
Schon beim Bau der Moortherme 2004 ist der eklatante Fehler gemacht worden, dass die hier nicht auf Erzeugung regenerativer Energie gesetzt wurde. Bei einem 10 Millionen Umbau, wäre die Investition nur eine "Kleinigkeit" gewesen. Die gewählte Investition in ein Blockheizkraftwerk hat nun nach nur 17 Jahren ausgedient. Damit zeigt wieder einmal, das Sparen am falschen Ende immer ein Fehler ist und es hinterher oft teurer wird. Die, jetzt auf der Moortherme geplante Solarthermie, wäre zu dem Zeitpunkt des Baus auch schon möglich gewesen.
Das jetzige Dach des Baus wird allerdings kaum die Tragfähigkeit für eine solche Installation haben. Sind die Kosten für eine entsprechende Konstruktion mit in die Berechnung eingeflossen? Mit einem gut durchdachten und designten Unterbau könnte man die Dachfläche höchstwahrscheinlich noch erweitern und somit effektiver machen. Bei dem enormen Energiebedarf, wäre das jedoch auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Der zweite Punkt ist Geothermie, auch 2004 eine schon bekannte Form der Energiegewinnung. Hier gibt es unterschiedliche Anwendungen. Hat sich jemand mit der Alternative schon einmal befasst? Und zur Beruhigung aller Fördertopffreaks, auch da gibt es Förderungen. Zum jetzigen Zeitpunkt schneidet die Geothermie nämlich am klimaneutralsten ab.
Nun soll, um den hohen Energiebedarf zu decken das Energiewerk gebaut werden, zusätzlich soll es die Schule am Wiesendamm, die zum Landkreis gehört, mitversorgen. Als Vorbild wird jetzt das Nahwärmenetz Hallerndorf, aber nur die Optik, angeführt. Das vormalige Vorbild Güssing/Österreich hat ausgedient.
"Die Biomasse-Kraftwerk Güssing GmbH und Co KG und deren Komplementärin Biomasse-Kraftwerk Güssing GmbH sind mit Passiva von 5,97 Mio. Euro insolvent."
"Das mittlerweile weltweit anerkannte Unternehmen wurde im Jahr 2000 als Forschungsanlage gegründet. Als Ursachen für die Pleite nannten die Schuldner ausbleibende Förderungen." Link 1
Das in Hallerndorf stehende Werk wird zwar nur als Beispiel für die optische Umsetzung genannt, beschäftigt man sich mit den dort veröffentlichen Zahlen der Bewirtschaftung, wird es interessant.
"Die benötigte Wärmemenge von 3 Mio. KWh pro Jahr wird durch eine pfiffige Kombination aus Solarthermie und Holzhackschnitzeln erzeugt." Link 2
Dazu werden genaue Zahlen angegeben. Und zwar eine Freiflächen-Solarthermieanlage 1304 m² Fläche und 4000 Schüttraummeter = 4000 m³ Holzhackschnitzel (Grünschnitt), über 100 angeschlossene Haushalte.
Die Moortherme allein braucht schon 3.434 MWh/a (Stand 2019). Die oben angegeben Zahlen, Fläche/Schüttraummeter, wären somit schon für sie nicht ausreichend, geschweige denn, für die ebenfalls geplante Versorgung der Schule am Wiesendamm.
Nach meinen Informationen, erreiche ich mit 4000 m³ Grünschnitt 2000 MWh/a, fehlen noch ca. 1500 MWh/a. Geht man von den Zahlen aus Hallerndorf aus, würden dann mit der Solarthermiefläche 1000 MWh/a generiert. Das würde für Bederkesa bedeuten, dass diese Fläche nochmals um 650 m² größer sein müsste, um nur den Bedarf der Moortherme abzudecken. Die Schule fehlt immer noch und so knapp sollte auch nicht kalkuliert werden.
Wie soll die fehlende Energie erzeugt werden? Mehr Solarthermie? Nein, denn laut Aussage von Projektleiter Heiko Ullrich werden rund 75% aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt, also Grünschnitt.
Okay, die 650 m² Solarthermie wieder weg, fehlen also wieder ca. 500 MWh/a für die Moortherme. Für die Schule und als kleinen Puffer und am allermeisten, weil es so einfacher zu rechnen ist, nochmals 500 MWh/a, sind dann 1000 MWh/a, die noch durch Grünschnitt erzeugt werden müssen. Dafür werden weitere 2000 m³ Grünschnitt gebraucht.
Zur Verdeutlichung der Grünschnittmenge: 1 Sandkipper fasst ca. 24 m³. Bei 4000 benötigten Kubikmetern sind das ca. 167 Ladungen.
Wo bitte schön sollen 167 Sandkipperladungen Grünschnitt in Geestland anfallen?
Der Grünschnitt aus den Wirtschaftswegen gehört nicht unbedingt der Stadt und wird teilweise selber verwertet, z.B. in Otterndorf. Auch die Landstraßen innerhalb Geestlands sind eben Straßen des Landes und nicht der Stadt, genau wie die Kreisstraßen, auf deren Schnitt man gerne zugreifen möchte. Eine Bestätigung dafür liegt jedoch noch nicht vor. Und wenn nicht genug anfällt?
Beginnt dann das große Baumfällen, wo der nachhaltige Bürgermeister kein Problem mit hat, siehe Feuerwehrneubau Großenhain.
Jetzt wird aus der Baumpflanzaktion auch ein Schuh. Wurden diese 35 000 Bäumchen schon vorab als Ausgleich für alle die, die dann die nächsten Jahre abgeholzt werden, angepflanzt?
Die Rechnung stinkt, dazu und zu weiteren Punkten beim nächsten Mal mehr.
1 https://www.bvz.at/burgenland/wirtschaft/biomasse-kraftwerk-guessing-insolvent-5030492
2 https://hallerndorf.de/nahwaermenetz/