Cuxhaven – Bad Bederkesa
Am 01.02.2022 fand eine Online-Veranstaltung mit dem Titel "Holzkraftwerk in Cuxhaven – Ist das eine nachhaltige Energiewende?" der Grünen und einiger Umweltorganisationen statt.
Im Fokus stand dort die Herkunft des Holzes und die Auswirkung des Imports auf Wälder in den Herkunftsländern.
Einen Verweis auf die Herkunft des Holzes gibt es bereits in einem, von mir in dem Artikel "Weiter im Text" vom 28.11.21 (Link1) verlinkten, Bericht des NDR vom 13.07.21. Link2
"... da es in einer waldarmen Gegend gebaut wird, soll Holz auch per Schiff aus Skandinavien und dem Baltikum geholt werden."
Befremdlich finde ich, dass aus dem Geestländer Stadtrat und aus dem Bederkesaer Ortsrat jeweils nur eine Person, soweit in der Teilnehmerliste erkennbar war, an dieser Veranstaltung teilgenommen hat. Frank Berghorn lasse ich außen vor, da es in der Diskussion um sein Projekt ging.
Wäre das nicht eine gute Gelegenheit gewesen, sich weitergehend zu informieren?
Dachten die Ratsleute, dass diese Diskussion nicht relevant für sie sei, da das Holz für Bederkesa aus Geestland kommen soll? Was nicht funktioniert, da Geestland gar nicht die benötigte Menge bedienen kann.
In der Diskussion angesprochene Punkte sind so auch schon im Wesermünder Abendblatt thematisiert worden und gingen über die Holzherkunft hinaus.
Die Veranstaltung dauerte über zwei Stunden, deshalb gibt es hier nur Auszüge.
Norbert Welker, BUND Cuxhaven, kritisiert, dass es ein dreiviertel Jahr gedauert hätte, bis es einen Einblick nach Umweltinformationsgesetz in die Genehmigungsunterlagen gab.
Stefan Wenzel, Bundestagsabgeordneter aus Cuxhaven, stellt fest, dass es Transparenz bei Genehmigungsverfahren benötigt und erwartet von den Behörden und auch von dem Investor, dass die Genehmigungsunterlagen glasklar auch im Internet verfügbar sind.
Frank Berghorn, stellt sich selbst als Mitgesellschafter, eventuell auch zukünftiger Mitbetreiber vor, entgegnet dem Vorwurf der Intransparenz mit dem Verweis auf eine frühere Veranstaltung dieser Art. Wie weit diese stattgefunden hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Darauf folgt der Hinweis, dass es eine öffentliche Ausschreibung gegeben hat, die noch bis vor vier Jahren oder bis vor fünf Jahren öffentlich war.
Herr Berghorn, eine öffentliche Ausschreibung wollen sie doch nicht wirklich als Information für die Bürger anführen? Diese sind in einem speziellen Bereich gelistet, den eher kein Bürger als Informationsquelle aufsuchen würde. Zudem waren die Genehmigungsunterlagen bestimmt nicht in dieser öffentlichen Ausschreibung hinterlegt.
Seine Aussage, dass wenn man miteinander reden würde, es auch Informationen gebe, widerspricht der von Norbert Welker aufgeführten Tatsache, dass das Gewerbeamt, sowie der Investor sämtliche rechtliche Mittel ausgeschöpft haben, um eine Herausgabe der Genehmigungsunterlagen zu verhindern.
Die Parallele zum Energiewerk Bederkesa:
Auch hier gibt es keinen Zugriff auf die Planungsunterlagen, wie Machbarkeitsstudie, EFRE-Gutachten oder Grundlagenermittlung und Vorplanung.
Der Grund dafür könnte folgender sein.
Norbert Welker führt an, dass die Berechnung der Leistung des Holzkraftwerkes fehlerhaft sei. In Cuxhaven ist das ein relevanter Punkt, da eine Beteiligung der Öffentlichkeit mit einer falschberechneten Leistung unter 50 Megawatt, ausgehebelt worden wäre.
Die Freigabe für den Bau lief über das Gewerbeamt. Bei einem solchen Großprojekt schon erstaunlich, aber rechtmäßig, wenn dann die verwendeten Zahlen stimmen.
Stefan Wenzel meinte, wenn es hier möglicherweise falsche Angaben gegeben hat, müsse man sich das nochmal genau angucken. Wenn die 49,9 Megawatt überschritten werden, dann wird es höchst fragwürdig.
Frank Berghorn spricht in dem Zusammenhang von Rechenspielchen.
"Die Feuerungswärmeleistung, die als Nennleistung von Kraftanlagen nun einmal angegeben wird. Das ist eine technische Angabe, da können Sie noch soviel Stunden..."
Eine hoffentlich wirklich stattfindende Überprüfung wird wohl Klärung bringen.
Die Parallele zum Energiewerk Bederkesa:
Für die Grundlagenermittlung und Vorplanung wurden von der Stadt Geestland falsche Zahlen zum Wärmebedarf angegeben.
Zur Herkunft des Holzes führt Frank Berghorn an, "dass nach heutigem Stand" – das lässt natürlich alles offen –, die größte Menge aus Deutschland oder den angrenzenden europäischen Staaten kommen werde.
Die Frage ist hier, wie der Bedarf aus Deutschland gedeckt werden soll? Die Nachfrage in den letzten Jahren ist gestiegen und in etlichen waldreichen Gebieten sind bereits Kraftwerke dieser Art angesiedelt. Zur Deckung steigenden Bedarfs wird über Intensivbewirtschaftung des Waldes nachgedacht. Das kann nicht das Ziel sein. Die Anlegung von Kurzumtriebsplantagen kann auch nicht als Lösung angesehen werden. Diese dürfen nur auf Ackerland angelegt werden. Die Nutzung von Ackerland um Biomasse zur Energiegewinnung anzubauen hat bereits mit dem Maisanbau für Biogasanlagen stattgefunden und die daraus resultierenden Folgen sind bekannt.
Ein weiterer Verlust von Ackerland außer zur Nutzung im klassischen Anbau würde noch weitergehende Folgen haben. Fehlende Rohstoffe/Waren müssten importiert werden, was global zu weiterer Vernichtung von Waldflächen führen würde.
Es ist armselig, wenn Deutschland sich als Weltmeister im CO2-Sparen präsentiert, durch die erfolgten Maßnahmen in anderen Ländern jedoch Vernichtung wertvoller CO2 Speicher initiiert.
Ein weiterer Aspekt in Cuxhaven ist, dass der Bau schon begonnen hat. Hätte von Anfang an Transparenz geherrscht und wären die Genehmigungsunterlagen sofort öffentlich zugänglich gewesen, hätte diese Diskussion wohl entsprechend früher stattgefunden.
Muss man jetzt vermuten, dass es keine Offenlegung gab, weil es fragwürdige Angaben bei der Genehmigung gab und der Investor befürchtete, dass die vorab "entdeckt" würden?
Bedenklich ist auch die Aussage, dass es sich um eine Zwischentechnologie handelt. Der gesamte Bau ist nicht nachhaltig und hat aus heutiger Sicht in 20 Jahren ausgedient. Diese CO2 Belastung müsste in die Berechnung mit einfließen.
Zum Schluss noch mal nach Bederkesa.
Julian Wesch, Stadtrat Geestland, war anwesend und meldete sich auch zu Wort. Passend zum vorherigen Absatz mit folgenden Worten:
"Fakt ist das Ding wird bereits gebaut, also ist die Diskussion in meinen Augen leider eine bisschen spät, die wir jetzt führen, kann man jetzt leider nicht mehr ändern."
Das Energiewerk in Bederkesa ist noch nicht im Bau und die grundlegenden Argumente, wie nicht Nachhaltigkeit der energetischen Nutzung von Holzverbrennung gelten auch für das Projekt in Bederkesa.
Er weiß auch um die Bedeutung von Mooren zur Speicherung von CO2. Der geplante Standort des Energiewerks befindet sich auf Moorboden.
Er versteht auch den Unmut der Bevölkerung, dass diese nicht einbezogen wurde.
Herr Wesch, dann sollten Sie Ihren Auftrag als Bürgervertreter schnellstens wahrnehmen und für Transparenz zu dem Bau in Bederkesa sorgen und ihre Zustimmung zu diesem nochmals überdenken, denn diese ist ein Paradebeispiel für Handeln wider besseren Wissens.
Und Herr Berghorn, wieder pochen Sie darauf, dass alles was Sie machen durch Gesetze abgedeckt ist. Trotzdem ist es bedenklich, dass sie als, sogar zweifacher, Bürgervertreter in dieser Weise agieren. Es beweist meiner Meinung nach doch, das Ihr Interesse gar nicht in der Umsetzung der Bürgerwünsche liegt, sondern nur in Umsetzung ihrer eigenen Interessen.
Link1 https://wesermuenderabendblatt.blogspot.com/2021/11/weiter-im-text-90-000-tonnen-restholz.html