Schlimmer geht's immer
Pressekodex: "Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen..." Link 1
In meinem Post vom 03.11.21 habe ich schon darauf hingewiesen, dass die Aussagen von Frank Berghorn nicht korrekt sind. Hatte das eventuell zum Anlass, dass Berghorn (CDU) via NZ (CDU Parteiorgan?) noch einmal nachgelegt hat?
Obenstehender Satz aus dem Pressekodex wurde von der NZ im Artikel vom 17.11.21 "Strom und Wärme für die ganze Stadt" leider in keiner Weise geachtet.
Angeführt werden die Gesellschafter, Geschäftsführer Hermann Schlesinger, Planer Frank Berghorn und Bauleiter Hanke von Döhlen. "Sie verweisen auf die ausgeklügelte moderne Filtertechnik ihrer künftigen Anlage und darauf, dass der Bund Biomassekraftwerke, zu denen auch das Cuxhavener Werk zählt, über das Erneuerbare-Energien-Gesetz ausdrücklich fördert, weil das Verbrennen von Holz als klimaneutral gilt."
Biomassekraftwerke werden gefördert, soweit stimmt die Aussage noch, dann jedoch kommt es zu einer unwahren Behauptung, die auch nicht durch die NZ widerlegt wird. "...weil das Verbrennen von Holz klimaneutral gilt." Das ist schlichtweg falsch und die NZ druckt somit eine Information, die nicht der Wahrheit entspricht. Da der Bund angeführt wird, möchte ich den hier auch zu dem Thema zitieren:
"Das klimafreundliche Potenzial ist also begrenzt, daher ist von der energetischen Holznutzung aus Klimaschutzgründen abzuraten." Link 2
Am Anfang des Artikels und auch des Absatzes in dem oben zitierter Satz zur Klimaneutralität zu finden ist, steht: "Während Kritiker der Meinung sind, Holz zur Strom- und Wärmeerzeugung zu verbrennen, sei eine Technik von gestern,...". Hier wird eine wissenschaftlich belegte Tatsache als Meinung hingestellt.
Damit wird der Artikel von Anfang an unglaubwürdig und die Kritiker gleich zu Beginn lächerlich gemacht. Gleich im Anschluss folgt nämlich die "Überzeugung" der Gesellschafter, die sich eben auf die schon erwähnte unwahre Behauptung gründet.
Warum wird dann durch das EEG gefördert? Wir alle wissen, dass Verwaltungsapparate extrem schwerfällig sind und oft die eine Hand nicht weiß, was die andere tut. Theoretisch hätte es nach der Erkenntnis, dass Holz eben doch nicht so toll für das Klima ist, einen sofortigen Stopp der Förderung solcher Anlagen geben müssen. Da muss der Vorwurf an die Bundesregierung gehen.
Weiterhin wird in dem Artikel über den Bau und die Funktion des Holzheizkraftwerks berichtet. Zur Befeuerung sollen ca. jährlich 90 000 Tonnen "Restholz" verwendet werden.
Angelehnt an die Rechnung aus dem vorherigen Post, ergäben das ca. 16 250 Kipperladungen. -Bei der Berechnung des Gewichts spielt die Feuchtigkeit des Holzes eine Rolle, deswegen ist hier ein Mittelwert genommen worden.- Das wären, geht man von einer 5-Tage-Woche aus, bei ca. 250 Arbeitstagen im Jahr, unfassbare 65 Kipperladungen täglich. Nun wird diese Menge nicht mit Sandkippern angeliefert werden, deswegen nehme ich jetzt einmal einen 40-Fuß-Container zur Berechnung an.
Dieser hat eine Zuladung von 26,5 t, das ergäben ca. 3 400 Container pro Jahr, was fast 14 pro Tag, nach oben bereits verwendetem Schlüssel, ergäben. Dieses wird leider bei der berechneten CO2 Einsparung immer nicht beachtet. Vor allem, weil diese Menge Restholz nicht aus der Region bedienbar ist, sondern über weite Strecken transportiert werden muss.
Oder erfolgt die Belieferung gar nicht über Land, denn der Bau erfolgt ja im Hafen? Wird das Restholz per Schiff angeliefert und wo kommt es dann her? Das wäre aus klimatischer Sicht noch bedenklicher. Je weiter der Transportweg, desto geringer die CO2 Einsparung. Außerdem stellt sich die Frage: "Aus welcher Quelle es stammt?"
Bei deutscher Holzproduktion wird immer gern auf die Nachhaltigkeit verwiesen, die die Nutzung als Feuerholz dann angeblich klimafreundlich macht. Diese wird mit der Wiederaufforstung aller entnommenen Hölzer begründet. Das ist jedoch eine Milchmädchenrechnung. Fällt man einen alten Baum und ersetzt ihn durch eine neues Bäumchen, braucht dieses Jahrzehnte, um die gleiche Menge CO2 zu aufzunehmen. Verwendet man den gefällten Baum als Baumaterial, bleibt das dort gespeicherte CO2 gebunden, verfeuert man ihn jedoch, wird in kürzester Zeit das gebundene CO2 freigesetzt. Dieses kann nicht in gleicher Menge und Zeit vom frisch gepflanzten Baum wieder aufgenommen werden.
Mehr zu dem Thema im nächsten Post.