Freitag, 14. Januar 2022

Information mit Substanz oder Eigentor?

In Bezug auf den heutigen Artikel der Nordsee-Zeitung, ein Interview mit Thorsten Krüger, Bürgermeister der Stadt Geestland, Link1, wurde ich von mehreren Seiten mit der Bitte kontaktiert, ihn sofort anzusehen und ihn zu kommentieren. Dem komme ich hiermit gerne nach.

Thorsten Krüger hat, hier in Bezug auf das Thema Impfpflicht, gesagt und wir gehen davon aus, dass es seine grundlegende Einstellung ist:
"Bei der Debatte um die Impfpflicht müssen alle Fakten ergebnisoffen diskutiert werden. Rahmenbedingungen und die möglichen Folgen für die Menschen müssen transparent auf den Tisch. Dann muss abgewogen und eine Entscheidung getroffen werden, die auf Fakten basiert und sich eben nicht an jenen orientiert, die sich am lautesten melden."

Das ist scheinbar sein Wunsch oder eventuell seine Forderung an die "große Politik". Warum setzt er dieses dann nicht auf gleiche Weise bei Entscheidungen der Stadt Geestland um? 
Das Löschen sämtlicher Informationen aus dem Ratssystem zur Samtgemeinde Bederkesa ist nicht transparent, etliche Informationen, z.B. zum Bau der Feuerwehr Großenhain, fehlen dort etc.
Transparent ist das Geschehen in dieser Verwaltung keinesfalls. 
Eine Entscheidung nach Fakten und eben nicht orientiert an jenem, der sich in diesem Fall am "meisten meldet", ist leider auch nicht ersichtlich.
Da wäre u.a. der Energiepark anzuführen, auf den ich später noch zurückkomme.

Den nächsten Punkt möchte ich hier komplett zitieren.
Frage der NZ: "Wie gehen Sie denn damit um, wenn Sie im Internet persönlich angegriffen werden für Ihre Politik?"
Hier ist die Fragestellung schon etwas irritierend. Wen außer ihn "persönlich" sollte man denn sonst "angreifen"? Das Wort negiert die im Internet erfolgte Kritik, was wieder zu einer gesteuerten Meinungsbildung passen würde. Somit wirkt das Wort "persönlich", als sollte es die erfolgte Kritik diffamieren.
Thorsten Krügers Antwort:
"Mit Kritik kann ich grundsätzlich gut umgehen. Denn sie bietet die Chance, die eigene Position zu überprüfen. Doch es ist immer die Frage, wie Kritik formuliert wird. Wenn sie auf Halbwissen und Unwahrheiten beruht und beleidigend ist, dann reagiere ich darauf nicht. Erst recht nicht, wenn sich der Absender hinter einem Pseudonym versteckt. Jeder hat das Recht auf seine Meinung, aber nicht auf seine eigenen Fakten."

Sehr interessant, die an ihm kritisierten Punkte werden hier von ihm auf seine Kritiker gespiegelt, damit werden sie jedoch in keiner Weise außer Kraft gesetzt. Vielleicht sollte er die Chance wahrnehmen und seine Position überprüfen, wo er angeblich bereit dazu wäre. Da kommt dann jedoch das "Aber", was irgendwie suggeriert, dass er gar nicht dazu bereit ist. Es bezieht sich darauf, dass er sich nicht reflektieren muss, wenn die Kritik auf Halbwissen oder Unwahrheiten beruht. Ist sein Selbstbild so verzerrt, dass er nicht merkt, dass die kritisierten Punkte keineswegs darauf beruhen?
Der Bau des Energiewerks –schon wieder dieses Beispiel, es ist im Moment am aktuellsten– wird nur so mit Halbwissen initiiert. Oder ist es gar kein Halbwissen, sondern wird das Wissen einfach ignoriert? Was in meinen Augen noch verwerflicher wäre, da es damit trotz besseren Wissens durchgedrückt werden soll.

Dann verstehe ich Ihr Vorgehen gegen Martina Herrmann nicht. Ihre klare Aussage ist, dass Sie nicht reagieren auf Unwahrheiten. Im Rückkehrschluss bedeutet es, dass die Aussagen von Martina Herrmann der Wahrheit entsprechen, da Sie ja reagiert haben und Sie scheinbar mit aller Macht versuchen diese Wahrheit zu deckeln.

Die Beleidigung von Bürgern durch Thorsten Krüger wurde im Zusammenhang mit der Ortsratssitzung in Lintig kritisiert. Worauf sich diese Kritik bezog war in der NZ zu lesen oder entsprach das dort Abgedruckte nicht den Tatsachen? Für mein Empfinden, war es schon beleidigend. Im Gegenzug dazu kann ich bei den Veröffentlichungen von Käthe vom Dach, hier scheinbar explizit angesprochen, keine Beleidigungen finden. Wenn ich etwas übersehen habe, lasse ich mich gern belehren. Die Karikaturen/Satire sind mit spitzer Feder, aber sicher legitim. 

Was bitte schön sind eigene Fakten? Darunter würde ich z.B. ein Gutachten verstehen, dass schon mit dem Hintergrund beauftragt wird, dass es so ausfällt, wie man es gerne hätte. Es werden nicht alle Informationen vorgelegt, diese eventuell manipuliert oder das Gutachten nur in den Teilen beauftragt, die einem nützlich sind. Da habe ich bei den bisherigen Veröffentlichungen der Kritik gegen Herrn Krüger nichts gesehen. 

Zum Schluss folgende Aussage von Thorsten Krüger über den Energiepark Bederkesa: 
"Wir werden mit dem Energiepark 1000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen."

Diese Aussage ist scheinbar schlichtweg unwahr, denn mir liegen Informationen vor, dass in einem bestehenden Gutachten zu dem Projekt, eine wesentlich niedrigere zu erwartende Menge an Kohlendioxideinsparung erwartet wird. Sollte es wirklich so sein, das Dokument liegt mir zur Zeit noch nicht vor, würde das  erneut die Kritiker bestätigen und dieser Artikel wäre ein Eigentor für Herrn Krüger.

Update 12:42: Mit wurden gerade Zahlen übermittelt, die ich hier mit Vorbehalt veröffentliche, da mir das Dokument noch nicht vorliegt.
Diese Informationen sollen aus einem Gutachten der Planungsgesellschaft, die für den Bau beauftragt wurde, stammen.
Demnach werden mit dem Holzheizkraftwerk 472 Tonnen CO2 eingespart. Das ist nicht einmal die Hälfte von den 1000 Tonnen, die Herr Krüger im Artikel angibt. Das bedeutet die restlichen über 500 Tonnen müssten demnach über die geplante Solarthermie erzeugt werden. Das ist jedoch nicht möglich, wenn wie von Herrn Ulrich berichtet, die Energieerzeugung zu 75% aus Grünschnitt erfolgen soll. Mehr dazu unter Link2.
Die Investitionskosten liegen in diesem Gutachten bereits bei 5,3 Millionen. 
Von der NZ werden 5 Millionen angeführt, die Thorsten Krüger nicht korrigiert. Oder sind 300 000 € keiner Korrektur wert? Diese 5 Millionen werden auch mit "mittlerweile" angegeben. Ist dieses Gutachten erst jetzt erstellt? Läge es der Stadt Geestland nämlich schon länger vor, wären die ganze Zeit falsche Zahlen propagiert worden. 
Und ist das nicht die Unwahrheit sagen?





Sonntag, 9. Januar 2022

Awards, Preise, Zertifikate

Die Grammys 2022 sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun gut, dieser Preis berührt uns nicht so ganz, obwohl Europäische Künstler und auch die "Deutsche Grammophon" nominiert sind.
Ein Blick in den Landkreis Cuxhaven beschert uns aber auch hier Preise, Awards oder wie auch immer.
Erst Anfang Dezember 2021 bekam die Stadt Geestland das zweite Mal den deutschen Nachhaltigkeitspreis verliehen, der als größte Auszeichnung dieser Art in Europa gilt und auch schon einmal als "Oscar" im Bereich Nachhaltigkeit tituliert wurde. Recherchiert man in dem Punkt, wird eher der "European Energy Award" dem Oscar gleichgesetzt. Da musste jemand wohl seine/die Wichtigkeit dieses Preises schönen.
Beschäftigt man sich etwas näher mit dem Prozedere der Gewinnerermittlung, wird es etwas schräg.

Bei einem Anruf bei der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis wurde mir erklärt, wie die Bewerbung und Auswahl für Städte und Gemeinden verläuft.
Die Qualifikation zur Nominierung erfolgt über einen 18-seitigen Fragebogen, den die Kommune selbst ausfüllt. Die dort angeführten nachhaltigen Aktionen müssen belegt werden. 
Aber jetzt kommt der für mich etwas fragwürdige Punkt: Es findet keine weitere Überprüfung statt. Es wird nicht geschaut, was die Kommune im Gegensatz dazu an nicht nachhaltigen Aktionen treibt, die sie natürlich auch nicht erwähnt. Falls es Fragen in Bezug auf die Punkte gibt, muss man es also nicht so genau mit der Wahrheit nehmen, wird ja sowieso nicht kontrolliert. Die "wahrheitsgemäßen" Aussagen einiger Entscheidungsträger der Stadt Geestland werden immer wieder angezweifelt. Ist man in der Lage sich seine Belege selbst auszustellen? Dann kann man ganz vorne dabei sein. Damit verliert der so hochgelobte Preis leider enorm an Bedeutung und Seriosität. Siehe dazu auch den Artikel "Preise, Preise, Preise" vom 04.12.21. Link1

Recherchiert man die Zertifizierungen, stellt man fest, das sie lediglich Eigenzweck der Anbieter sind. Sie verkaufen ihre Dienstleistungen, die dann bei Umsetzung zertifiziert werden. Das Zertifikat ist mit einem nicht geringen Arbeits- und Kostenaufwand verbunden.
Warum muss etwas, das selbstverständlich sein sollte, eigentlich zertifiziert werden? Eine Antwort darauf findet sich in der Broschüre "Zertifizierung als dena-Energieeffizienz-Kommune" auf Seite 13. Link2 
Wer diese Punkte im Bereich der kommunalen Arbeit für wichtig erachtet, der disqualifiziert sich als Entscheidungsträger. Das ganze hat natürlich ein gewisses Marketingpotential, dieses wird aber in Bezug auf die Kommune deutlich überschätzt und persönlicher Geltungsdrang rechtfertigt diese Ausgaben nicht.

Wie es zu dem heutigen Post kommt? Ein Artikel der NZ vom 08.01.2022 gab den Anstoß. Link3
Dort wird Detlef Wellbrock, Bürgermeister der Gemeinde Loxstedt interviewt. Leider ist auch er in die Zertifizierungsfalle getappt, hier ist es aber der European Energy Award. 
Und dann bin ich irgendwie bei den Preisen etc. hängen geblieben, denn die wirklich wichtigsten Punkte in dem Bericht sind folgende Aussagen von Wellbrock:
"Wir arbeiten bei der Kita Bexhövede mit Gründach und Erdwärme."
"Ja, wir haben neue investive Schulden gemacht. Aber so organisiert, dass wir die Kredite in den nächsten zehn Jahren zurückbezahlen. Und nicht unsere Kinder und Enkel mit der Rückzahlung belasten. Das ist uns in Politik und Verwaltung wichtig."

Dazu mehr im nächsten Artikel. Sollten die Aussagen von Wellbrock nur die Qualität derer der Stadt Geestland besitzen, die schon angemahnt wurden, wäre ich dankbar, wenn ich entsprechende Informationen bekäme. Da mir die Einblicke und Kontakte, wie ich sie in Geestland besitze, in Loxstedt fehlen. Ich veröffentliche nur in Absprache meiner Informanten und bewahre auch ihre Anonymität, wenn sie es wünschen.