Sonntag, 9. Januar 2022

Awards, Preise, Zertifikate

Die Grammys 2022 sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun gut, dieser Preis berührt uns nicht so ganz, obwohl Europäische Künstler und auch die "Deutsche Grammophon" nominiert sind.
Ein Blick in den Landkreis Cuxhaven beschert uns aber auch hier Preise, Awards oder wie auch immer.
Erst Anfang Dezember 2021 bekam die Stadt Geestland das zweite Mal den deutschen Nachhaltigkeitspreis verliehen, der als größte Auszeichnung dieser Art in Europa gilt und auch schon einmal als "Oscar" im Bereich Nachhaltigkeit tituliert wurde. Recherchiert man in dem Punkt, wird eher der "European Energy Award" dem Oscar gleichgesetzt. Da musste jemand wohl seine/die Wichtigkeit dieses Preises schönen.
Beschäftigt man sich etwas näher mit dem Prozedere der Gewinnerermittlung, wird es etwas schräg.

Bei einem Anruf bei der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis wurde mir erklärt, wie die Bewerbung und Auswahl für Städte und Gemeinden verläuft.
Die Qualifikation zur Nominierung erfolgt über einen 18-seitigen Fragebogen, den die Kommune selbst ausfüllt. Die dort angeführten nachhaltigen Aktionen müssen belegt werden. 
Aber jetzt kommt der für mich etwas fragwürdige Punkt: Es findet keine weitere Überprüfung statt. Es wird nicht geschaut, was die Kommune im Gegensatz dazu an nicht nachhaltigen Aktionen treibt, die sie natürlich auch nicht erwähnt. Falls es Fragen in Bezug auf die Punkte gibt, muss man es also nicht so genau mit der Wahrheit nehmen, wird ja sowieso nicht kontrolliert. Die "wahrheitsgemäßen" Aussagen einiger Entscheidungsträger der Stadt Geestland werden immer wieder angezweifelt. Ist man in der Lage sich seine Belege selbst auszustellen? Dann kann man ganz vorne dabei sein. Damit verliert der so hochgelobte Preis leider enorm an Bedeutung und Seriosität. Siehe dazu auch den Artikel "Preise, Preise, Preise" vom 04.12.21. Link1

Recherchiert man die Zertifizierungen, stellt man fest, das sie lediglich Eigenzweck der Anbieter sind. Sie verkaufen ihre Dienstleistungen, die dann bei Umsetzung zertifiziert werden. Das Zertifikat ist mit einem nicht geringen Arbeits- und Kostenaufwand verbunden.
Warum muss etwas, das selbstverständlich sein sollte, eigentlich zertifiziert werden? Eine Antwort darauf findet sich in der Broschüre "Zertifizierung als dena-Energieeffizienz-Kommune" auf Seite 13. Link2 
Wer diese Punkte im Bereich der kommunalen Arbeit für wichtig erachtet, der disqualifiziert sich als Entscheidungsträger. Das ganze hat natürlich ein gewisses Marketingpotential, dieses wird aber in Bezug auf die Kommune deutlich überschätzt und persönlicher Geltungsdrang rechtfertigt diese Ausgaben nicht.

Wie es zu dem heutigen Post kommt? Ein Artikel der NZ vom 08.01.2022 gab den Anstoß. Link3
Dort wird Detlef Wellbrock, Bürgermeister der Gemeinde Loxstedt interviewt. Leider ist auch er in die Zertifizierungsfalle getappt, hier ist es aber der European Energy Award. 
Und dann bin ich irgendwie bei den Preisen etc. hängen geblieben, denn die wirklich wichtigsten Punkte in dem Bericht sind folgende Aussagen von Wellbrock:
"Wir arbeiten bei der Kita Bexhövede mit Gründach und Erdwärme."
"Ja, wir haben neue investive Schulden gemacht. Aber so organisiert, dass wir die Kredite in den nächsten zehn Jahren zurückbezahlen. Und nicht unsere Kinder und Enkel mit der Rückzahlung belasten. Das ist uns in Politik und Verwaltung wichtig."

Dazu mehr im nächsten Artikel. Sollten die Aussagen von Wellbrock nur die Qualität derer der Stadt Geestland besitzen, die schon angemahnt wurden, wäre ich dankbar, wenn ich entsprechende Informationen bekäme. Da mir die Einblicke und Kontakte, wie ich sie in Geestland besitze, in Loxstedt fehlen. Ich veröffentliche nur in Absprache meiner Informanten und bewahre auch ihre Anonymität, wenn sie es wünschen.